Anti-Mobbing-Konzept

Der Begriff Mobbing benennt ein immer schon vorhandenes und weit verbreitetes Phänomen, welches in allen großen Systemen, in denen viele Menschen zusammen leben und arbeiten, vorkommt. Es wäre ignorant zu glauben, dass an einer Schule wie unserer solche Vorkommnisse keine Rolle spielen würden. Daher haben wir uns entschieden, dass ein offener und geradliniger Umgang und eine Auseinandersetzung mit solchen auftretenden Problemen möglichst im Vorfeld sinnvoll ist, eben: Hinschauen, handeln!

Was ist Mobbing?

Ein Schüler/eine Schulerin wird gemobbt, wenn er/sie:

  • wiederholt und über eine längere Zeit (mind. 3 Wochen)
  • durch einen (bully) oder mehrere (mob) Schüler/innen
  • negativen Handlungen ausgesetzt wird:

- Schlagen, stoBen, treten ...

- Verbal/Gesten

- Nichtbeachten, Ausschluss.

  • Das Kräfteverhältnis ist dabei asymmetrisch.
  • Mobbing führt in der Regel zur sozialen Isolation des Betroffenen.

Die Mobbingintervention am Bertha umfasst drei Schritte:

  1. Mobbing öffentlich machen
  2. Mobbing bewerten
  3. Mobbing beenden (Intervention).

Einen Mobbingverdacht zu äußern ist nicht „Petzen", sondern Helfen und damit Ausdruck von Zivilcourage! Wer Mobbing beobachtet, ist aufgefordert, seinen Verdacht möglichst schnell gegenüber dem Klassenlehrer oder anderen Vertrauenspersonen zu äußern.

Mobbing ist ein Gruppenphänomen und kann daher nur dort erfolgreich bearbeitet und verhindert werden, wo es stattfindet: in der Gruppe.

Aus dieser Erkenntnis heraus orientiert sich die grundsätzliche Interventionsstrategie unserer Schule am No-Blame-Approach (NBA) (wörtl.: ohne-Schuld-Ansatz). Auf dem Hintergrund der Erfahrung, dass Sanktionen gegen Mobbing-Akteure die Situation für die Mobbing-Betroffenen oft verschlimmern, wird bei diesem Ansatz auf Schuldzuweisung und Bestrafung völlig verzichtet und stattdessen versucht, die positiven Fähigkeiten der Gruppe, in der das Mobbing geschieht, zu mobilisieren, um zu wirksamen Lösungen zu gelangen.

Der No-Blame-Approach ist eine klar strukturierte Methode, die in drei Schritten erfolgt:

  1. Gespräch mit dem Mobbing-Betroffenen
  2. Das Kernstück des NBA ist die Bildung einer kleinen Gruppe aus der Klasse des Mobbing-Betroffenen, mit der überlegt wird, was wir tun können, um die Situation für den Betroffenen zu verbessern (ohne den Betroffenen!). Bei diesem Gespräch wird der Blick nur auf die Zukunft gerichtet; das Reden über vergangene Vorfälle, Vorwürfe oder Schuldzuweisungen werden unterbunden. Hier werden Lösungen aus der Gruppe und mit der Gruppe entwickelt.
  3. Nachgespräche mit allen Beteiligten als Einzelgespräche mit der Fragestellung, wie sich die Situation entwickelt hat.

Eventuell gibt es ein weiteres Gespräch mit der Gruppe, bis eine dauerhafte Veränderung erreicht ist.

Dieser Ansatz, der in den 80er Jahren in England entwickelt wurde, wird in den letzten Jahren auch in Deutschland zunehmend und erfolgreich eingesetzt. Der NBA wurde mit finanzieller Unterstützung der "Aktion Mensch" evaluiert (Erfolgsquote: ca. 87%).

Weitere Informationen findet man unter www.no-blame-approach.de (externer Link!)

Falls dieser Ansatz nicht zum gewünschten Erfolg führt oder in Fällen, in denen er nicht angezeigt ist (deutliche Regelüberschreitung moralischer und/oder rechtlicher Art), tritt ein abgestufter Sanktionierungsmechanismus auf der Grundlage des Schulgesetzes ein. Auch bei dieser Intervention entwickelt parallel eine Unterstützergruppe aus der Klasse Lösungen, die mit Blick auf die Zukunft die Situation für den Mobbing-Betroffenen verbessern sollen.

Neben diesem Konzept zur Mobbingintervention (um akutes Mobbing zu stoppen), ist uns die Mobbingprävention ein wichtiges Anliegen. So findet an verschiedenen Stellen im Schulleben eine Auseinandersetzung mit diesem Thema statt (z.B. Unterrichtseinheit „Cybermobbing“  in der Projektunterrichtswoche der Klasse 5, …), die dazu dient, über das Thema Mobbing ins Gespräch zu kommen und allen Beteiligten Verhaltensmöglichkeiten aufzuzeigen.

Das gesamte Mobbing-Interventions-Konzept ist in ein breit angelegtes Beratungskonzept eingebunden, welches neben der Laufbahnberatung und vielen Angeboten der Berufsberatung auch die pädagogisch-soziale Beratung im Blick hat.